Es war Markgraf Christian Ernst, der schon im Dezember 1685 eine Deklaration erließ,
mit der er allen französisch reformierten, die sich in seinem Hoheitsgebiet niederlassen
wollen, eine Reihe von Privilegien und Rechten einräumt.
In Erlangen lässt er seinen Schützlingen auf eigene Kosten, en pyrton, eine sogenannte
Reisbrettstadt errichten, nach dem Vorbild ihrer Heimatstadt Vitry in Südfrankreich.
Es entstehen die typischen zweistöckigen Häuser und an zwei großen Plätzen lässt
der Markgraf die Repräsentativbauten hinstellen.
Das Schloss und die französische Kirche im Stil eines Tempel und noch ohne Turmvorbau.
Mit der Kirche setzt sich der Landesherr selbst ein Denkmal und demonstriert seine Verantwortung
für das religiöse Leben seiner Untertanen.
Die Turmfahne symbolisiert die Taube mit dem Ölzweig.
Der Turm selbst, den Mast der Archänoa.
Der Gesamtbau steht für die biblische Archänoa, ein altes Symbol der bedrängten reformierten
Kirche.
Das Innere ist traditionsgemäß schlicht.
Kein Cruzifix, keine Heiligenbilder, kein Altar.
An der von Abraham Marchand gestifteten Orgel ist wieder die Archänoa angebracht und das
Wappen des Landesfürsten.
Alle Proportionen sind theologisch bedacht.
Hinter der hohen Kirche die niedrigen Pfarrgebäude, die heute als Gemeindebüro der Vereinigten
reformierten Kirche dienen.
Die Calvinisten zeichneten sich durch ein vom Urchristentum hergeleitetes Arbeitsethos
aus.
Was die protestantische Ethik für die Entwicklung des Kapitalismus und der bürgerlichen Gesellschaft
leistete, hat Max Weber beschrieben.
Demnach spielten die Huguenotten in Deutschland eine ähnliche Rolle wie die Puritana in Amerika.
Sie waren der Motor der Industrialisierung.
Wir wollen Profile oder einige Aspekte des reformierten Protestantismus vorstellen.
Und wir wollen das tun anhand von ausgewählten Beispielen aus der Forschungs- und Editionstätigkeit
des reformierten Lehrstuhls in Erlangen, gerade in den letzten Jahren.
Damit bieten wir auch einen Einblick in unsere Arbeit am Lehrstuhl.
In der Bayerischen Hochschullandschaft ist er eine einmalige Einrichtung, denn die kirchliche
Heimat aller anderen theologischen Lehrstühle in ganzen Freistaat ist praktisch eher katholisch
oder lutherisch.
Was ist aber denn reformiert?
Wir wollen Ihnen einige Einblicke geben.
Zwar selektiv, ein ganzes Gebiet der Arbeit am Lehrstuhl wird mehr oder weniger voll ausgeklammert,
nämlich die ganze Tätigkeit in der Lehre.
Aber wir sind natürlich auch dort voll und ganz engagiert und nicht nur bei reformierten
Theologie-Studenten, sondern bei allen Fahrerkandidaten und Lehramtskandidaten, die unsere Lehrveranstaltungen
besuchen wollen.
Und die Mehrheit von diesen Studierenden ist ja lutherisch, nicht reformiert.
Aber trotzdem, die reformierte Dimension spielt eine besondere Rolle, auch in unserer Forschung
und in der Editionsarbeit.
So wollen wir etwas erzählen über die Vielfalt reformierter Geschichte und Theologie zuerst
im 16.
Jahrhundert.
Auf dem Bild sehen wir hier ein Motiv, das im späten 16.
Jahrhundert in mehreren Kunstwerken aus Westeuropa vorkommt.
Eine Darstellung etlicher führende Köpfe der Reformation, friedlich versammelt an einem
Presenters
Prof. Dr. Matthias Freudenberg
Prof. Dr. Alasdair Heron
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:18 Min
Aufnahmedatum
2001-12-06
Hochgeladen am
2018-06-21 11:31:42
Sprache
de-DE